7 agosto 2016

Edith Södergran

DER STURM
Menschen,
geht nicht der Sturm übern Himmel,
den eure Sehnsucht aufgetürmt,
von Adlern getragen
in unvergängliche Höhen?
Wer will ihn zwingen, den Sturm, in die Knie?
Wo schlägt er zu,
der von der Höhe kommende, unbezwungene, zukunftsbeschwingte?
Hört ihr die
Stimmen im Sturme?
Marshelme im Nebel…
Gäste setzen sich wieder an umgeworfene Tische.
Unbekannte steuern die Welt…
Höhere, Schönere, Göttergleiche.


Nordischer Frühling
Alle meine Luftschlösser sind geschmolzen wie Schnee,
alle meine Träume wie Wasser,
von allem, was ich geliebt, habe ich nur
einen blauen Himmel übrig und einige blasse Sterne.
Der Wind rührt sich sachte zwischen den Bäumen.
Die Leere ruht. Das Wasser ist still.
Die alte Tanne steht wach und denkt
an die weiße Wolke, die sie im Traum geküßt.

„Blitzes Sehnsucht“

Ich bin Adler.
Dies ist mein Bekenntnis.
Nicht Dichter,
niemals etwas anderes.
Ich verachte alles andere.
Für mich gibt es nur das Kreisen im Adlerflug.
Was geschieht im Adlerflug ?
Immer das gleiche, das Ewige.
Ein Blitz schießt herab vom Himmel in endlosem Begehren,
geheimnisvoll liebend, wie wenn eine neue Welt entsteht.

Die Märchen, die du als Kind gehört,
weinen in deinem Herzen.
In den großen Wäldern verlief ich mich lange,
ich suchte die Märchen, die meine Kindheit gehört.
Auf diesen Boden sollen deine Füße treten,
hier ist dein Zauberkreis und die Antwort auf die Fragen.

Meine Hand ist in deiner nicht zu Hause
Deine Hand ist Lust –
meine Hand ist die Sehnsucht.

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